(think) Ja, mit Sabine war ich im Wald. Aus purer Renitenz. Wegen der Warnungen. Jetzt aber…
Also nicht mit der Sabine, von der mein Chef sagt, sie sei mindestens dreimal so temperamentvoll wie jetzt der Sturm, sondern am 10.02. nach 17.00 Uhr. Wetter findet heute ja nicht mehr nach Tagen, sondern nach Uhrzeiten statt.
Ich will nicht sagen, dass ich mich dabei richtig wohl gefühlt habe – obwohl , es war schon ein tolles Erlebnis mit den schwankenden Kiefern und der ziemlich frischen Luft- , aber auf jeden Fall habe ich mich wohler gefühlt als bei den Tagesschau/ heute/ NDR info – Sendungen zu Sabine.
Wetter ist heute in den Medien ja eher eine Show. Wo früher eine zwei-minütige, langweilige Wetterkarte für die kommende Woche ausreichte, tummeln sich heute eine Reihe von Frohnaturen, die uns von drall bis schmal das Wetter im Uhrzeiten-Modus nahebringen.
Und näher!
Besonders wenn ein Sturm wie Sabine im Anmarsch ist. Also eigentlich so ein ganz normaler Sturm, den es ja jedes Jahr zu dieser Jahreszeit gibt, und der ja auch einen Sinn hat: die letzten Blätter von den Bäumen fegen und für die Feuchtigkeit sorgen, die die Pflanzen für den Start in den Frühling später brauchen.
Dann stellt man schon einmal gerne einen angstvoll keuchenden Reporter in Wind und Regen auf Sylt, wo die Leute zu dieser Jahreszeit ja gerade wegen dieses Wetters hinfahren, und lässt ihn bedeutungsschwanger etwas von „Orkanböen“ und „Lebensgefahr“ ins pfeifende Mikrofon schwurbeln.
Ja, genau da ist mir nicht wohl.
Oder etwa genauso wohl, wie ich das am sonst so unberührten Gesicht von Marietta Slomka abzulesen schien, als sie einen gar ins Studio bestellten Meteorologen zu Susanne interviewte oder von der – einen – Orkanboe von 178 km/h auf dem Feldberg berichtete. Ich denke, ihr war etwas unwohl dabei.
Es folgten Bilder von einigen umgestürzten Bäumen und weiteren umgestürzten Bäumen, ja in der Hauptnachrichtensendung ein „dramatischer Live- Bericht“ über die Bergung eines Baumes, der auf ein Hausdach gestürzt war, ohne dass Menschen oder gar das Dach verletzt wurde. Über einen liegengebliebenen ICE – wegen umgestürzter Bäume – und … ein von der „Außenwelt abgeschnittenes Dorf“ – kurzfristig -, bis die Feuerwehr zwei die Durchgangsstraße blockierende umgestürzte Bäume weggeräumt hatte. Sabine hatte wohl Bäume umgestürzt, nicht überall, aber oha , überall Lebensgefahr !
Bei meinem Waldspaziergang mit Sabine gab es zwar heftig knarzende, schwankende , aber keine umgestürzten Bäume. So ist das nun mal bei einer windigen Wetterlage.
Selbst die Wette mit dem nicht umgewehten Holzstuhl im Garten – extra deswegen aufgestellt – habe ich gewonnen.
Also musste der Radioreporter von NDR-Info schließlich zugeben, dass die Schäden dann doch nicht so hoch waren wie anfangs erhofft … / Schnitt/… angenommen, aber… und nun fing sich seine Stimme fast schon wieder zu überschlagen… nun sei mit Sturmfluten zu rechnen, mit mindestens vier an der Zahl… nach oder vor 17.00 Uhr wurde nicht gesagt. Aber der Hamburger Fischmarkt sei schon überschwemmt!
Nun denn, das passiert, wie der Eingeborene weiß, häufiger, und die Menschen ertrinken dann dort nicht, sondern sie trinken hinter hochgezogenen Wasserschutzwänden in den Kneipen weiter an ihren Bieren. Ganz gemütlich… Sturm geht am Fischmarkt eigentlich schon recht gut.
Am besten aber die Nachrichten-Kurz-Sequenz von dem dünnen Mann im hellblauen Anorak mit der gelben Einkaufstüte ( man konnte ihn dadurch im Halbdunkel besser sehen ), der oben auf dem Brocken – wie kam der denn in dem Aufzug dahin ? – fast von einer Orkanboe weggeblasen wurde…. Also, nicht wirklich ganz, sondern nur fast, aber das sah schon gefährlich aus. Fast lebensgefährlich !
Aber eben nur fast. Und irgendwie fast offensichtlich gewollt. Und da ich inzwischen glaube, dass diese Art von Berichterstattung in unseren Medien nicht nur für das Wetter gilt, tendiere ich dazu meine Rundfunkgebühr in Zukunft auch nur fast zu bezahlen! Sabine kann wiederkommen.
(un) Fried de Boers