(think) Ich muss zugeben, ich habe hin und wieder eine leicht anarchistische Anwandlung. Man könnte das im Positiven auch „spielerische Gedanken“ nennen. Hin und wieder setze ich sie dann auch gerne einmal um, um dann das Ergebnis zu bestaunen.
So zum Beispiel schon als Kind die davonstiebenden Freundinnen meiner Schwester verfolgt von den wütenden Wespen, die ich vorher in den dunklen Spiel-Schraubgläsern ihres Einkaufsladens gefangen hielt. Oder der Gedanke – und dabei ist es aber auch geblieben – meiner aus Siebenbürgen eingewanderten Biologielehrerin mit einer Zwille ein brennendes Streichholz in ihren vorsintflutlichen Haardutt zu schießen, um gegen ihr ebenso vorsintflutliches Gedankengut zu protestieren.
Nun also der Wahlomat. Das ist ja ein wunderbares Spielzeug.
38 Fragen führen Dich sicher zu Deiner Partei, wenn Du nicht vorher schon sicher bist. Oder ?
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Zunächst gibt es da ein gewisses Hindernis, wenn sie oder Sie schon ein wenig älter sind, denn (Zitat Wikipedia) „Die Fragen des Wahl-O-Maten werden von Jungwählern zusammengestellt und richten sich vorrangig auch an diese Zielgruppe“.
Der Wahlomat diskriminiert also mal eben uns ältere Wähler durch Ausschluss und keiner sagt was dazu…denn ja:
– Ältere Wähler können keine wertigen Angaben machen, weil sie den Wahlomat nicht mit der Fernbedienung ihres TV-Röhrengerätes ansteuern können
– Ältere Wähler sind störrische Stammwähler, die ihre Parteisympathie- siehe Automarke, Kreditkarte oder Zahnpastasorte- sowieso niemals wechseln
– Ältere Wähler stimmen nicht für das Wahlrecht von 16 Jährigen für die Bundestagswahl, womit sie sich von vorneherein für den Wahlomat disqualifizieren
Nun denn: gehen wir einmal auf die spielerische Seite des Ganzen, da wir ja sowieso nicht ernst genommen werden.
38 Fragen werden gestellt. 38 Fragen habe ich mit „bin dagegen“ beantwortet, und… der Wahlomat hat erkannt, dass da etwas nicht stimmt und gibt mir keinen Parteivorschlag bekannt.
Schade, aber ok, denke ich.
Nun fange ich nochmal von vorne an und beantworte die erste Frage mit „dafür“, die nächste mit „dagegen“ und so weiter bis die letzte Frage immer im Wechsel beantwortet wurde: meine Partei ist jetzt die CDU, mit Abstand gefolgt von Piraten, der AfD und der FDP, alle drei sehr nah aneinander.
Nun das Ganze andersherum: die erste Frage beantworte ich mit „dagegen“ und dann wieder im Wechsel die nächste mit „dafür“. Und Überraschung: wieder ist meine Partei die CDU, diesmal etwas näher gefolgt von AfD, Piraten und den Grünen.
Was sagt mir das? Ausgereift scheint dieses Instrument irgendwie dann doch nicht zu sein. Wie auch, wenn dort weitgehend erfahrungsfreie Jungwähler am Werk sind.
Aber zumindest hatte ich meinen Spaß und habe vielleicht die Erkenntnis gewonnen, dass die CDU immer irgendwie oben steht, selbst wenn ein Irrer den Wahlomat bedient. Was dann in der Realität dann doch nicht immer so klappt…. hier wie da kann man eben mit einer Altherrenriege auch bei uns nicht mehr punkten.
Den Damen und Herren Jungwählern möchte ich zurufen, dass ich den Wahlomat auch einmal ganz ernsthaft beantwortet habe. Und bei der letzten Wahl der mir im Ergebnis zugeteilten Partei, die ich tatsächlich normaler Weise wähle, meine Stimme nicht gegeben habe, sondern der, die bei meinem Ergebnis an vorletzter Stelle steht. So ein wenig Verantwortung für spätere Zeiten ist – glaube ich – doch jetzt langsam mal angebracht.
Ich passe irgendwie wohl nicht ins Schema, liebe Jungwähler*innen vom Wahl-O-Maten. Und ich freue mich sehr über dieses Ergebnis.
Die Frage, ob man das Wahlalter auf 16 Jahre herabsetzen sollte habe ich selbstverständlich mit „Dagegen!!“ beantwortet. Ging jetzt nicht anders….
Fried de Boers.
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