(drink) Die Herstellung von Kefir war lange Zeit nur zwei Bergstämmen im Nordkaukasus vorbehalten, den Osseten und den Kabardinern, Sie hatten das „wundersame Kefirkorn“ – so erzählt es ihre Geschichte – direkt vom Propheten erhalten und waren deshalb erpicht darauf, es nicht in „ungläubige Hände“ kommen zu lassen.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts drangen Nachrichten über die Heilkraft des Kefirpilzes nach außen und erregten großes Aufsehen, zunächst in Russland und Österreich/Ungarn. Die Kenntnis der Kefirerstellung ließ sich nicht mehr aufhalten, breitete sich besonders in privaten Haushalten aus und … verlor sich wieder durch die Industrialisierung im Lebensmittelsektor.
Heute – auf der Welle erneuter Natur- und Nachhaltigkeitsphilosophien – ist der Kefir wieder im Kommen.
Wir sprechen hier nicht über industriell hergestellten Kefir, den man als „Kefir mild“ im Handel kaufen kann. Der entspricht nicht dem traditionell mit Kefirknollen hergestellten Getränk und enthält z.B. noch Laktose, während unser echter Kefir zwar durch die Gärung der Milch mehr Alkohol enthält (0,2% bis 2%, je nach Dauer der Herstellung) dafür aber so gut wie laktosefrei ist.
Wenn man von einschlägigen Seiten im Internet ausgeht, ist der gesundheitsfördernde Aspekt des echten Kefir unumstritten. Aber ich bin auch kein Freund von glaubensgeführter Heilsbringerei…
Ich kann nur sagen: er tut mir ausgesprochen gut und immer wieder wird behauptet, dass in kefirintensiven Nutzerzonen, wie im Kaukasus, die Menschen sehr alt werden….
Und wenn er dann noch schmeckt?! Warum also nicht loslegen?
Wie erstelle ich nun meinen Kefir?
Zunächst benötige ich den schon erwähnten Kefirpilz. Einfach einmal im Freundschafts-Umfeld nachfragen, denn die Knolle hat die Eigenschaft bei der Produktion zu wachsen. Wer also Kefir herstellt, gibt meist gerne einen Teil seines Pilzes weiter ( bevor er ihn wegwirft…). Besitzt im Umfeld niemand eine Kefirkultur, dann kann man ihn auch – besser frisch – im Internet kaufen. Aber Achtung: wie ich feststellen musste werden da teilweise Preise weit jenseits aller Vernünftigkeit gefordert. Ein Pilz für rund 0,5 l Kefir sollte im Versand nicht mehr als 8,-€ (plus Porto) kosten.
Zudem benötige ich einen halben Liter abgekochte oder H-Milch ( ich nehme immer die mit 1,5% Fettgehalt), einen Behälter, der nicht aus Metall sein darf (macht ganz sicher Pilz und Mensch eventuell krank), also Glas oder Kunststoff, ein feines Kunststoffsieb, sowie einen kleinen Kunststoff oder Holzlöffel
Wer – wie ich verstehen kann – kein Plastik verwenden möchte, der müsste dann beim Abgießen des fertigen Kefirs, die Pilzkulturen mit dem Löffel oder der Hand zurückhalten.
Und H-Milch ?! Dieses „nutzlose, fetthaltige, totbehandelte Getränk“ !??
Ja, ist das nicht Klasse !! Der Kefirpilz verwandelt die innerhalb von 24 Stunden in wohlschmeckendes, prickelndes Gesundheitsstöffchen.
Denn solange sollte der Kefir schon in der Milch gären.
Aber von vorn: Behälter auswaschen, Kefirknolle auf dem Grund platzieren und mit der H-Milch übergießen. Den Behälter raumwarm an einen schattigen Platz stellen und mit einer Untertasse abdecken. Dort 24 Stunden, oder auch länger stehen lassen, dann durch ein feines Kunststoffsieb in eine Schlüssel schlagen, umrühren, kaltstellen, trinken. Oder zu einem schönen Dessert verarbeiten, oder damit Brot backen, oder eine Salatsoße anrichten oder eine Lammkeule marinieren. Man kann mit Kefir so Vieles machen…
Ich allerdings finde ihn so lecker, dass ich ihn trinke, bevor ich überhaupt etwas anderes damit machen kann. Und wenn es dann doch sein soll, mach ich eben ein wenig mehr…. und das trinke ich dann auch weg ;-))
Die abgefangene Kefirknolle spüle ich kurz unter kaltem Wasser ab ( heißes verträgt der Pilz nicht ) und setze einen neuen halben Liter an.
Was aber, wenn ich verreisen will? Der Kefirpilz hält sich in H-Milch im Kühlschrank mehrere Tage, bei längeren Urlauben kann man ihn auch einfrieren. Er braucht dann nach dem Auftauen ein, zwei Tage, bevor er wieder ganz in Aktion ist.
Natürlich kann man ihn in einem kleinen „Milchbehältnis“ auch mitnehmen, , aber – Geduld – der Kefir ist ein ortstreuer Freund und braucht manchmal ein wenig in neuer Umgebung…
Holger Né