(eat) Es gibt einen Food-Redakteur, der mich – ohne es wirklich zu wissen – seit rund 30 Jahren begleitet. Das ist ja schon eine ziemlich lange Zeit. Es gibt dafür natürlich ein paar Gründe: seine Unbestechlichkeit nenne ich als erstes, weil er diese neumodische und unseriöse Verquickung von Anzeigengeldern und Produktplacement nie mitgemacht hat.
Weiterhin seine Schreibe: locker, unprätentiös ,witzig und doch professionell. Seine geerdete Kreativität, Lebensmittel zu Rezepten zu verarbeiten, vom Spiegelei auf Toast bis hin zum Rehrücken in Schokoladensauce.
Und natürlich meine ganz persönlichen Berührungspunkte, wie die „Falsche Schildkrötensuppe“ hergestellt aus einer Kalbsmaske, seine Saumur La Cabriole Weißwein-Empfehlung in dem damals seiner Zeit voraus seiendem Titel Schöner Essen und zuletzt -um es abzukürzen- seinem Hinweis auf den Kräuterseitling und seine einfache Zubereitungsart.
Sein letztes Rezept im „stern“, wo ich ihn auf der vorletzten Seite , wie wahrscheinlich alle foodinteressierten Leser, immer als erstes aufgeschlagen habe. Er geht – verdammich – in Rente.
Kein Bert Gamerschlag mehr dort im Magazin an der gewohnten Stelle.
Sein letztes Rezept im stern behandelte das Thema Pilze , und hier im Besonderen den Kräuterseitling. Ein bissfester Pilze, für den er auch auf Fleisch verzichten könnte. Aha!
(eat) Ich hatte den Kräuterseitling, um ehrlich zu sein, so ein wenig als öden Zuchtpilz verschmäht, und war überrascht, dass Bert Gamerschlag ihn auf seiner Zielgeraden doch so hervorhob, ihn als einen der größten Bringer bezeichnete.
Also ran an den Pilz !
Für zwei Personen reichen eigentlich schon zwei bis drei tannenzapfengroße Exemplare – wer schwelgen will mehr -. gekauft – nicht billig – auf dem Markt oder im Gemüsefachhandel. Längs halbiert und dann seitwärts in etwa 1 Zentimeter dicke Halbscheiben geschnitten gefallen sie mir am besten.
Butterfett in die Pfanne, Temperatur hoch und dann hinein mit den Stücken in das heiße Fett. Das gibt erst einmal ein schönes Gebrutzel, das Wasser tritt aus und verdampft, die Pilze werden gesalzen, die Temperatur wird runtergefahren. Nun gibt man noch eine gewürfelte Schalotte und ein wenig gehackten Knoblauch dazu und lässt das Ganze noch etwas Farbe annehmen. Meine Kochgefährtin steht schon mit dem Sahnefläschchen hinter mir… aber – nein – , das machen wir das nächste mal. Diesmal will ich die Kräuterseitlinge einfach nur so , mit einem Salat und einem Spiegelei, wie von Bert dem Großen beschrieben.
Wow, ich kann nur sagen,. Bert, bitte bleib!
Ich will einfach nicht auf diese Genüsse verzichten.
Es gab noch Hoffnung, denn ich hörte aus nähester Quelle, er wolle nun doch noch einmal ein Kochbuch schreiben. Dann allerdings der Hinweis, es solle wohl doch eher ein klassischer Roman werden….
Bert, verdammich !!
Holger né
PS: Sollte es doch ein Kochbuch werden, sage ich hier noch mal Bescheid…